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Clubhouse. Starke Türsteher, starke Datenschutzprobleme?

Die neue Smartphone-App “Clubhouse”, vom US-Entwickler Alpha Exploration Co., ist gerade mega im Trend und auf Platz sieben der Social Networking-Apps im Apple-Store. Die APP erfreut sich unter den Usern großer Beliebtheit, denn: Clubhouse ermöglicht Live-Podcasts und ist auf Audioinhalte beschränkt. Das funktioniert ähnlich wie eine Telefonkonferenz. Es gibt keine Bilder, keine Videos nur Sprache – aber live.

Künstliche Verknappung durch rare Zugangsmöglichkeiten

Einer der Gründe, warum die App gerade so beliebt ist: Es kommt nicht jeder rein. Denn um die App nutzen zu können, benötigt man, neben einem IOS-Gerät auch noch eine Einladung von einem aktiven Nutzer der App. Ohne diese Einladung bleiben die Clubtüren geschlossen. Ein User kann immer nur zwei Einladungen an zukünftige User verschicken.

Diese Praktiken führen zu künstlicher Verknappung, denn nicht nur, dass der Kreis der Menschen, welche ein IOS-Handy besitzen mit knapp 19% Marktanteil, verschwindend gering ist (81% der Deutschen besitzen ein Android-Smartphone), sondern man muss auch noch jemanden kennen der bereits auf Clubhouse aktiv ist und gewillt ist, einem Zugang zu gewähren.

Und so hält sich die Möglichkeit, Teil dieses elitären Clubs zu werden vorerst in Grenzen.

Vorerst deshalb, weil die Entwickler angekündigt haben, die App auch für Androidgeräte verfügbar zu machen. Ein konkretes Datum wurde allerdings noch nicht genannt. Das ist einer der Gründe für den aktuellen Hype um die App. Zusätzlich dazu haben bereits viele A-Promis, Influencer und Politiker ihre Anmeldung auf diversen Social Media-Plattformen öffentlich gemacht. Darunter sind unter anderem der frühere “Wetten Dass..?” Moderator Thomas Gottschalk, der Showmaster Joko Winterscheidt, oder auch der Gesundheitsminister Jens Spahn.

Diese enorme Präsenz von bekannten Gesichtern, sowie der Wunsch, zu den Elite-Usern dazugehören zu wollen, löst bei einigen Menschen das sogenannte “FOMO-Phänomen” aus. Ausgeschrieben bedeutet FOMO “fear of missing out” und bezeichnet die Angst, etwas zu verpassen.

Doch es gibt ein Problem mit dem Datenschutz!

Clubhouse hat ein großes datenschutzrechtliches Problem und wurde bereits von der Verbraucherzentrale Bayern abgemahnt. Grund dafür ist der Umgang mit den Nutzerdaten. Denn um die App überhaupt nutzen zu können, müssen diese der App, Zugriff auf das gesamten Adressbuch, welches auf dem Handy gespeichert ist, sowie, bei Anmeldung über Social Mediaseiten, auf die Follower-und-Freundesliste des Users geben. Das ist aus der Sicht der Verbraucherzentrale kritisch, da so, sollte man der Übermittlung der Daten nicht ausdrücklich zugestimmt haben, so genannte Schattenprofile erstellt werden könnten. Diese könnte man für Marketingzwecke nutzen, auch das sei laut DSGVO nicht zulässig, da die betroffenen Kontakte nicht vorab von der gewerblichen Nutzung ihrer Daten informiert würden, so die Verbraucherzentrale weiter. Es gibt allerdings auch Stimmen zu lesen, die behaupten, das würde nicht stimmen. Die Freigabe des Adressbuches könnten neue Mitglieder ablehnen.

Die Entwickler schreiben zwar, dass das Sammeln dieser Adressbuch-Daten nur dann passiert, “wenn Sie uns den Zugang dazu ermöglichen”, jedoch kommt man um die Erteilung dieser Erlaubnis nicht drumherum. Wenn man die App nutzen möchte, muss man den Zugriff erlauben. Und das bedeutet, dass Clubhouse auch Informationen über Personen bekommt, die gar kein Konto auf Clubhouse haben. Nutzen würde Alpha Exploration die Adressbuch-Informationen der User übrigens dazu, “um andere Benutzer und Inhalte zu empfehlen, und um ihr Konto und ihre Inhalte anderen zu empfehlen.”

Ein weiteres Datenschutz Problem von Clubhouse ist, dass sie jedes Gespräch aufzeichnen. Die Aufnahmen sollen zwar nach Beendigung des Gesprächs bzw. nach verlassen des Raumes, wieder  gelöscht werden, wenn jedoch eine Beschwerde wegen Missbrauch ausgesprochen wird, wird die komplette Aufnahme “zur Unterstützung der Untersuchungen” gespeichert. So sollen beispielsweise rassistische und sexistische Verstöße verfolgt werden können.

Noch ein zusätzliches Problem was europäische Datenschützer in der App sehen ist, dass Clubhouse seine Server in den USA untergebracht hat. Streng genommen müssten die Nutzer von Clubhouse jeden Kontakt um Erlaubnis fragen, ob seine Daten auf den Clubhouse-Servern in den USA gespeichert werden dürfen. Damit könnte Clubhouse gegen die DSGVO verstoßen, so die Meinung des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit des Landes Rheinland-Pfalz. Außerdem hat Clubhouse keine Niederlassung in der EU. Wenn eine App auch in der EU angeboten wird, sieht die DSGVO vor, dass es eine Adresse für Datenschutzauskünfte geben muss. Die gibt es im Fall von Clubhouse nicht. Außerdem steht die Datenschutzerklärung nur in englischer Sprache zur Verfügung auch das verstößt gegen die DSGVO, so die Verbraucherzentrale Bayern.

Peinlichkeiten: Bodo Rammelow plaudert über Ministerpräsidentenkonferenz

Am vergangenen Freitag wurde der Thüringische Ministerpräsident Bodo Rammelow zu einer Clubhouse-Diskussion zum Thema “Trash und Feuilleton” eingeladen. Eigentlich sollte die Runde nur Smalltalk sein und keine politischen Themen behandeln, allerdings wurde dann doch über die Ministerpräsidentenkonferenz gesprochen und Ramelow erzählte, er würde während der langen Konferenzen “Candy Crush” auf seinem Smartphone spielen. Außerdem störe es ihn störe, dass die “Bild”-Zeitung quasi live aus den Sitzungen berichtet. Da könne man die MPK auch gleich auf Clubhouse machen und das Merkelchen dazu holen, sagte er. Unter den Zuhörern war auch der “Welt Am Sonntag”-Chefredakteur Johannes Boie. Dieser schrieb im Anschluss an die Diskussion in einem Kommentar über Ramelows politische Äußerungen, über sein von ihm selbst beschriebenes Verhalten in der Pandemie zu schreiben, sei journalistische Pflicht.

Zwei Tage Später äußerte sich Ramelow auf Twitter zu seinen Äußerungen gegenüber Merkel. Eine kluge Frau habe ihn darauf hingewiesen, dass es ein Akt männlicher Ignoranz sein, den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen. Er böte ausdrücklich um Entschuldigung.

Die Staatskanzlei bestätigte gegenüber dem Redaktions-Netzwerks Deutschland (RND) Ramelow habe auch direkten Kontakt zu Merkel aufgenommen und habe sich für seine Äußerungen entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen “Frau Merkel klein zu machen”, “Der Begriff war unpassend”, er bedauere das zutiefst.”

Artur Weigant, Nachwuchsjournalist, Mitorganisator und Moderator dieser Diskussionsrunde, stellte in einem Kommentar für die FAZ aber auch klar, dass er sich bewusst sei, dass Bodo Rammelow geplaudert habe, jedoch ginge es in der Diskussion nie um Journalismus, sondern um Smalltalk. Und dass Politiker in die Runde dazu kommen, wäre ihre freie Entscheidung gewesen. Politiker müssten sich sicher sein dürfen, dass ihre Sätze nicht aus dem Kontext gerissen werden, unabhängig von der Plattform auf der sie geäußert würden. Man dürfe sich diese Räume nicht nehmen lassen. Er gibt allerdings zu, dass man “sich nicht aus der Affäre ziehen dürfe”. Die Moderatoren seien ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden und sie wären “von der Dynamik des Abends selbst überrascht gewesen”.

 


Quellen:
  • Erklärung was Clubhouse ist: https://www.chip.de/news/Clubhouse-App-Was-das-ist-und-wie-man-reinkommt_183239546.html und https://www.rnd.de/medien/eine-woche-mit-clubhouse-wohin-soll-das-alles-fuhren-XMAVSVVUFJEGVFJ5N3Z7CZ7OXI.html
  • Marktanteil Android/IOS: Statistik “Marktanteile Android IOS in Deutschland bis 2020” Erhoben durch Kantar Worldpanel veöffentlicht auf Statista im November 2020: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/256790/umfrage/marktanteile-von-android-und-ios-am-smartphone-absatz-in-deutschland/#:~:text=Im%203-Monatszeitraum%20Juli%20bis,iPhone%20betrug%2018%2C9%20Prozent.
  • Erklärung FOMO: https://www.rnd.de/wissen/bloss-nichts-verpassen-V2SY2RMEFFM2HPSWSOZ4N2NWUA.html
  • Datenschutzbedenken bei Clubhouse:  https://www.fr.de/wirtschaft/clubhouse-app-iphone-ios-apple-daten-datenschutz-audio-whatsapp-instagram-twitter-social-media-ltt-zr-90174907.html
  • Adressbuchzugriff von Clubhouse: Der erste Punkt die Datenschutzbestimmungen von Clubhouse: https://www.notion.so/Privacy-Policy-cd4b415950204a46819478b31f6ce14f
  • Verstoß gegen die DSGVO?: https://www.datenschutz.rlp.de/de/aktuelles/detail/news/detail/News/europa-hat-das-weltweit-beste-datenschutzregime-kugelmann-aeussert-sich-zu-neuen-apps-wie-clubhouse/ und https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/aktuelle-meldungen/digitale-welt/clubhouse-audiochat-mit-maengeln-im-datenschutz-56214
  • Bodo Rammelow plaudert über Ministerpräsidentenkonferenz: https://www.rnd.de/politik/ramelow-in-clubhouse-wie-er-sich-arger-einhandelte-und-was-er-jetzt-sagt-YJZBJEPH45A2DHYGRIHZGPIXHU.html
  • Bodo Rammelow entschuldigt sich für seine Äußerungen über Merkel: https://twitter.com/bodoramelow/status/1353404039137021953
  • FAZ Komentar von Artur Weigant zum Ablauf der Diskussion mit Bodo Rammelow: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/debatte-um-bodo-ramelow-auf-clubhouse-das-sagen-die-moderatoren-17164563.html?GEPC=s33

 

 

 

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